Die sich verändernde Dynamik von Bewerbungsgesprächen

Videointerviews und Remote-Assessment

Videointerviews stellen seit der Pandemie einen der größten Trends im Recruiting dar. Sie bieten eine flexible Möglichkeit, räumliche und zeitliche Hürden zu überwinden, stellen Bewerberinnen und Bewerber aber vor neue Fragen: Wie wirke ich vor der Kamera? Welche Besonderheiten sind bei der technischen Ausstattung zu beachten? Auch die Bewertungskriterien ändern sich, weil Körpersprache und persönliche Präsenz weniger spürbar sind. Arbeitgeber lernen, auf Nuancen in der digitalen Kommunikation zu achten, während Bewerbende Professionalität und Persönlichkeit verstärkt virtuell vermitteln müssen.

Einsatz von Künstlicher Intelligenz

Künstliche Intelligenz revolutioniert das Auswahlverfahren zunehmend, indem Bewerbungen automatisiert gesichtet und vorselektiert werden. Immer öfter werden auch in Interviews KI-basierte Systeme eingesetzt, um die Antworten der Bewerbenden auf charakteristische Muster und Kompetenzen hin zu analysieren. Dabei verändert sich die Rolle der Personaler, die sich zunehmend auf die Auswertung und Interpretation der KI-Ergebnisse konzentrieren. Für Bewerbende bedeutet dies, ihre Unterlagen und Antworten genau auf relevante Schlüsselwörter und Kompetenzen auszurichten und gleichzeitig authentisch zu bleiben.

Neue Erwartungen an Soft Skills

Kommunikation umfasst heute weit mehr als das persönliche Gespräch: Die Fähigkeit, Gedanken klar und überzeugend sowohl mündlich als auch schriftlich zu formulieren, wird zur Schlüsselfähigkeit. Besonders in virtuellen Meetings, in denen der persönliche Kontakt fehlt, sind Ausdruck und Missverständnisse noch bedeutungsvoller. Unternehmen achten deshalb im Interview darauf, wie präzise, empathisch und strukturiert Bewerbende ihre Gedanken präsentieren. Bewerberinnen und Bewerber profitieren von der bewussten Vorbereitung und sollten sich authentisch, verständlich und lösungsorientiert zeigen.

Wandel der Gesprächsformate und -strukturen

Situative Fragen und Fallstudien

Statt ausschließlich vergangenheitsbezogene Fragen zu stellen, setzen Unternehmen vermehrt auf situative Fragen und praxisnahe Fallstudien. Bewerberinnen und Bewerber werden mit konkreten Szenarien konfrontiert, um ihr analytisches Denken, ihre Problemlösefähigkeiten und ihre Entscheidungsfreude zu zeigen. Das gibt beiden Seiten ein realistischeres Bild, ob die Erwartungen an die Position mit den tatsächlichen Fähigkeiten der Kandidierenden zusammenpassen. Eine gute Vorbereitung auf diese Art von Fragen kann den entscheidenden Unterschied machen.

Teaminterviews und Assessment-Center

Teaminterviews und Assessment-Center gewinnen zunehmend an Bedeutung. Hier werden Bewerberinnen und Bewerber mit verschiedenen Anforderungen konfrontiert, müssen mit anderen interagieren und werden von mehreren Beobachterinnen und Beobachtern gleichzeitig bewertet. Diese Formate erlauben einen ganzheitlichen Eindruck und geben die Möglichkeit, Fach-, Sozial- und Selbstkompetenzen direkt zu beobachten. Für Bewerbende stellt dies oft eine größere Herausforderung dar, bietet aber auch die Chance, in authentischen Situationen zu überzeugen.

Offene und dialogorientierte Gesprächsatmosphäre

Viele Unternehmen legen Wert auf eine entspannte und offene Gesprächsatmosphäre, in der Austausch auf Augenhöhe stattfindet. Das Ziel ist, beidseitig herauszufinden, ob die Zusammenarbeit sowohl fachlich als auch kulturell passt. Die Zeit der „Prüfungssituationen“ ist vielfach vorbei, es wird gezielt darauf geachtet, dass Bewerberinnen und Bewerber sich wohl fühlen und ihre Stärken zur Geltung bringen können. Dies fördert Offenheit, Ehrlichkeit und eine fundierte gemeinsame Entscheidungsbasis.